Teil 5 - Vesterålen
06.06.2024
Emma hat seit vor der Sterilisation ja Probleme mit einer Scheinschwangerschaft und nachdem das einfach nicht leichter wird, haben wir unsere Tierärztin zu Hause kontaktiert und sie meinte ein Medikament wäre hier wohl hilfreich. Tatsächlich kannten sie es auch unter demselben Namen in Norwegen. Sie brauchten nur ein offizielles Rezept. Das schickte uns dann Frau Schwarzenberger und et voilà 50 Euro später hatten wir das kleine Fläschchen. Noch bissl eingekauft und hier hab ich uns mal einen weißen Heilbutt gegönnt. War mit 23 EUR/kg direkt ein Schnapper im Vergleich zu den Preisen bei uns zu Hause. Sepp hatte noch ein Fischereigeschäft aufgetan und da mussten wir logo auch noch hin. Er hat sich mit einem Haufen Köder eingedeckt und ich wollte nochmal ein gescheites norwegisches Filetiermesser. Hab mir dann den „Mercedes“ von Victorinox ausgesucht und weitere 100 Euro später waren wir wieder mit allem gerüstet on the way.
Auf unserem Weg zum Sehnsuchtsziel Bleik auf Andoy stand Sortland, die blaue Stadt noch auf dem Programm.
Heute war das Wetter nicht sooo der Hit, also gut zum Fahren und Stadtbesichtigung. Laut Netz sei Sortland eine der am schnellsten wachsenden Städte in Nordnorwegen.
Die Lage ist natürlich traumhaft in der Schärenlandschaft der Vesterålen. Leider können wir sie ohne Drohne nicht einfangen, das ist sehr schade. Zur Jahrtausendwende wollten die Stadtväter ein Alleinstellungsmerkmal schaffen und haben die Bevölkerung und hiesigen Künstler aufgefordert, eine blaue Stadt zu schaffen. Dem kamen auch viele nach und so entstanden sehr viele leuchtend blaue Gebäude und Sortland, die blaue Stadt, war geboren. Außerdem hat Sortland eine schöne 1901 erbaute Kirche. Wir sind da aber nicht hin, weil ich bislang in Norwegen zu 99% enttäuscht werde und die Kirchen zugesperrt sind, leider.
Sagen wir mal so, wir hatten uns mehr versprochen. Es mag aber auch dem schlechten Wetter heute geschuldet sein, dass sie einfach nicht so wirkte. Ein Bekannter hatte mir Fotos von einer Hurtigroutenfahrt im Winter geschickt und da ist das nochmal eine ganz andere Geschichte. Wenn im Winter sowieso alles ein wenig bläulich erscheint, im Hintergrund die schneebedeckten Berge über den Fjord und dann die blauen Gebäude, das ist nochmal ganz was anderes. Wie so oft müssen halt immer mehr Komponenten zusammenpassen.
Jetz aber straight nach „Andoy“.
Natürlich musste ein Stop an der Megatoilette und dem heiligen Platz der Samen „Bukkekjerka“ her. Hier darf man auch über Nacht for free stehen bleiben. Das ->Netz weiß da noch mehr wens interessiert.
Die Norweger und ihre Toiletten, das ist echt ein Kapitel für sich. Hab mal eine Zusammenstellung auch von den Toiletten 2022 gemacht. Sie sind wirklich außergewöhnlich und noch haben wir nicht alle entdeckt, obwohl z.B. die Goldene Toilette auf Senja direkt namentlich über Google-Maps angesteuert werden kann. :-D
Da stellen die mitten im Nirgendwo ein archtektonisches Meisterwerk hin und die Toiletten komplett bodentief verspiegelt. Das heißt, du sitzt auf dem Lokus, hast komplette Panoramasicht, aber dich sieht keiner. Wirklich cool! Nebenbei das Gebäude an sich genial. Hat uns 2022 schon begeistert. Sepp ist auch immer ganz fasziniert von den akkuraten schrägen Betonwänden und -treppen. Bukkekjerka ist ja ein heiliger Ort der Samen und Opferplatz. Lustigerweise haben die damals wohl in erster Linie den weißen Heilbutt, den König der Fische, geopfert und bei uns gabs heute auch passend Spaghetti al Limone mit weißem Heilbutt. Will mich ja nicht selber loben, aber das Essen war zum Niederknien und der Fisch einfach butterzart und saftig. Man darf ihn halt auf keinen Fall zu lange braten, das wär direkt eine Todsünde.
Das Gelände rundherum ist auch sehr schön und trotz Tourihotspot immer noch ursprünglich. Das haben sie irgendwie drauf die Nordis, diesen Spagat immer wieder zu schaffen. Und die besonderen Gebäude und Aussichtsplätze sind zwar in der Regel hypermodern, fügen sich aber trotzdem total in die Landschaft ein.
Rundherum gibts noch die Opfer-Höhle der Samen und einen schönen Leuchtturm und einen Megaweitblick bis zum Bleiksøya rauf. Heuer passt das Wetter zwar nicht so wie vor 2 Jahren, aber trotzdem ganz fantastisch.
07.06.2024
Mein erklärtes Zeil war ja Bleik und hier der Mittnatsol Camp, aber kurz vorher hatte ich von dem
-> Stave Camp mit Hot Pools gelesen, grade mal 10km von Bleik weg und er lag als erstes auf unserem Weg. Nachdem man nicht vorreservieren konnte, ließen wir uns überraschen. Bukkekjerka war ja auch nur ein paar km weg und wir dementsprechend früh dran.
Was soll ich sagen, es war Liebe auf den ersten Blick, wir bekamen in erster Reihe den Platz 1, besser gings einfach nicht und die sanitären Anlagen und die Hot Pools machten einen genialen Eindruck. Brauche nicht extra zu betonen, dass wir uns direkt heimisch eingerichtet haben.
Emma hat sich auch auf anhieb wohlgefühlt und so glücklich war sie wohl noch nie irgendwo mit einem Strand. Wir sind alle 3 megahappy und das Wetter soll noch dazu jeden Tag besser werden. Herz was willst du mehr.
Es ist heute zwar etwas frisch und der Himmel wechselt von heftig bewölkt auf blau-weiß. Wir sitzen trotzdem mit Jacke draußen und sind (wieder mal) völlig fassungslos, weiß die Norweger anscheinend anderes Blut haben. Sie gehen fleißig baden im Eismeer, zwar nur kurz und zwischen den Saunagängen, aber trotzdem. Der Weg von der Sauna zum Wasser ist schon ein Stück und ihnen pressierts überhaupt nicht. Morgens sind sie sogar schon zum Frühschwimmen da und ziehen sich in aller Ruhe am Strand um. brrrrrrr
08.06.2024
Chill-Tag, geht einfach nicht anders bei dieser Aussicht.
Und der perfekten Mitternachtssonne.
09.06.2024
Für heute Sonntag war schon die ganzen Tage vorher die Wettervorhersage Bombe. Dementsprechend haben wir für heute in Bleik die Puffin-Safari gebucht und für abends um halb 9, pünktlich zur Mitternachtssonne, den Hot Pool.
Es war rundrum ein perfekter Tag mit perfektem Wetter. Alles hat super geklappt und wir haben abends sogar einen der Pools auf dem Dach der Rezeption (die liegen noch ein wenig höher als die auch sehr schönen Erdhügel) bekommen.
Die Puffin-Safari war superschön und ich darf mit Zustimmung von Alessandro Saletti, von dem wir das Fotobuch gekauft haben, einige seiner Fotos verwenden.
So gern ich fotografiere und langsam wird das echt zu einem Haupthobby von mir, aber hier ist mein geliebtes Handy an seine Grenzen gestoßen. Rundrum saßen sie mit ihren Spiegelreflexkameras und halben Meter Teles da und fotografierten, dass sich die Balken bogen. Ich hab echt einen Frust bekommen und beschlossen, dass ich mich zu Hause nun wirklich mit unserer Kamera beschäftige. Ich will das auch können.
Es war zu schön rund um den Vogelfelsen Bleiksøya, zum Teil hat das Meer direkt gekocht vor lauter kleiner Papageientaucher. Das sind sososo süsse Kerlchen und sie kommen jedes Jahr von Mai bis August genau hierher. Sie legen nur einmal im Jahr ein einziges Ei haben sie uns gesagt. Der Vogelfelsen ist ein einziger Brutplatz voller kleiner Nester und dementsprechend ruft das auch die majestätischen Seeadler und noch etliche andere Vögel auf den Plan. Ein ganz besonderes Naturschauspiel.
Anschließend haben wir noch einen Spaziergang bis zum Mittnatol vor gemacht und festgestellt, dass sich in den 2 Jahren nicht sehr viel geändert hat. Die Boote, die so gute Fotomotive abgeben, gammeln immer noch an gleicher Stelle vor sich hin. Wurden anscheinend nicht bewegt. Das ist immer etwas, das Sepp so gar nicht verstehen kann.
Zurück am Platz wieder bissl Sonne tanken und der Stolz hat mich auch gepackt und ich musste zumindest bis zu den Knien ins Wasser. 12 Grad hat es und tut an den Füssen direkt weh. Ich weiß jetz, dass Eisschwimmen definitiv nix is für mich.
Der Hot Pool war einfach nur rattenscharf. Es ist ja nicht so, dass wir zum ersten Mal in einem Whirlpool saßen, aber dieser Blick aufs Polarmeer im 38 Grad heißem Wasser. Es war einzigartig und werden wir nie vergessen.
Zwischendurch hab ich meine zweite Pizza in der Nonna gemacht und sie war auch super.
Heute ist einfach alles gelungen.
Zum Abschluß noch Mitternachtssonne at it’s best.
10.06.2024
Hätte nicht gedacht, dass mir der Abschied auf dem Weg nach Bleik so schwer fällt. Richtig Abschiedsschmerz hatten Emma und ich *schnief*
Grade angekommen im ->Midnattsol hatten wir gleich eine Begegnung der anderen Art. Es gibt einfach ganz ganz selten totale Vollpfosten als Campernachbarn und dieser hier hat mich komplett überraschend kalt erwischt. Ich wusste gar nicht wie mir geschieht. Der hat mir doch tatsächlich den Aufenthalt in Bleik ein wenig verhagelt. Gott sei Dank gibts sowas nur sehr selten. Dafür warn die andern Nachbarn umso netter.
Wir haben direkt unsere kleine Radltour ins 10 km entfernte Andenes vor gemacht, vobei am wunderschönen Aussichtsplatz Kleivodden,
zum roten Leuchtturm
und viel mehr gibts ja auch in Andenes nicht ;-). Das kleine kuriose Museum und Cafe am Leuchtturm haben wir uns schon beim letzten Mal angesehen. Aber die Küste entlang vorbei am Space Center und unzähligen „Karibik“-Stränden ist einfach phenomenal und die gut 10 km einfach allemal wert.
Bleik selbst ist ein rausgeputzter kleiner Ort mit unzähligen malerischen kleinen Häuschen, ganz romantisch zum Durchspazieren und sogar einem kleinen Joker gibts, der Mittelpunkt des Ortes mit kleinem Cafe dabei.
Leider wurde es bis zum Spätnachmittag richtig richtig kalt, zwar trocken und zeitweise kam noch die Sonne raus, aber richtig windig und kalt. Ungemütlich! Dementsprechend hatten wir gar keine Lust mitten in der Nacht länger rauszugehen, aber kurz musste es sein! :-D
11.06.2024
Schon gehts wieder weiter.
Aber wir kommen wieder, sicher!!! Und vielleicht dann endlich mal im Herbst mit ganz anderen Farbspielen und Stimmungen.
Harstad auf Hinnoya war heute das Ziel und dementsprechend entlang der E83 runter bis Sortland. Leider ist heute das Wetter ziemlich trostlos, die Wolken hängen tief und alles grau in grau, aber zumindest regnet es kaum und es ist nicht kalt. So is es halt im Norden.
Es geht die andere Seite von Andoy der Küste entlang und die ist auch superschön. Aber hier hätte man halt keine Mitternachtssonne über dem Meer …
Mit der Fähre gings dann rüber nach Hinnoya.
Eine Traumstrecke wär das heute bei schönem Wetter gewesen. So wars auch schön, aber alles wirkt halt nicht so bei tristem Wetter. Trotzdem hat sich dieser Abstecher gelohnt und wir haben die ganze Ecke um den Nupen ausgefahren. Leider hab ich den tollen Aussichtspunkt zu spät gesehen und Sepp wollte nicht mehr umkehren. Wer mal in der Gegend ist, nicht verpassen! Ist natürlich wieder mit einem außergewöhnlichen Sitzplatz, wie üblich bei den Norwegern! Eindrücke über diese schöne Strecke gibts dann im Youtube-Filmchen.
Harstad selbst ist eine mords Stadt am Ende der Welt aber irgendwie ausgestorben. Es hat zwar gerade ein großes Kreuzfahrtschiff abgelegt, aber wir wissen nicht, warum die hier anlanden. Wir sind den Ort und auch den historischen Teil abgelaufen, aber so richtig … weiß auch nicht und einfach nirgendwo Menschen. Eine große Einkaufsmall, aber auch so gut wie keine Leute. Seltsam! Aber wir stehn am Hafen und Sepp hat bissl gefischt und auch zwei kleine rausgeholt.M
Morgen fahrn wir weiter.